Im Jahre 1911, zu einer Zeit, in der viele unserer Nachbarvereine bereits gut entwickelt waren, hatte sich eine Gruppe junger, sportbegeisterter Männer zusammengefunden und beschlossen, sich in einem neu zu gründenden Verein zusammen- zuschließen, um der auch in Herdecke allmählich aufkommenden Popularität des Fußballs Rechnung zu tragen.
Anfangs trafen sich die Kicker an bestimmten Tagen, um aus deren Visionen langsam aber sicher Realität werden zu lassen: Immer größer wurde der Freundeskreis und folgerichtig wurde am 09. Mai 1911 zur offiziellen Vereinsgründung geladen. Versammlungslokal war die Gaststätte Albert Pfingsten „in der Ley”. Hier wurde in den Abendstunden des besagten Tages unser Verein geboren. Die Niederschrift dieser ersten Versammlung nennt die Sportler Fritz Schoppol, Hermann Fischer, Walter Bach, Ernst Rathmann, Walter Möller, Ludwig Winkler, Karl Pötter, Erich Duhme, Walter Auferkorte und Fritz Wolf.
Mit der Gründung des Vereins wurde man automatisch Mitglied des Westdeutschen Fußballverbandes. Sportverein Herdecke, kurz HSV, hieß es im Register und die Farben Rot-Weiß visualisierten den HSV im Wappen und auf Trikots.
Aktiv wurde man erstmals in der damaligen C-Klasse des Bezirks. Der junge HSV war stets im oberen Drittel der Tabelle zu finden. In seiner weiteren stetig positiven Entwicklung, in der bereits wichtige Freundschaftsspiele und erfolgreiche Pokalspiele das Bild prägen sollten, ging der Verein, der bereits 50 Mitglieder zählte, zugegeben unverschuldet, einer ungemütlichen Zeit entgegen. Der erste Weltkrieg hielt auch die Fußballer, die zum großen Teil im Ausland für ihr Land kämpften, in Atem. Dennoch hielten ein paar Unentwegte in der Heimat den Verein am Leben. Nach dem Ende des Krieges kehrten die überlebenden Spieler zurück………
Allmählich sollten in den Folgejahren die Treue zum Fußball und die Freude am Spiel zurückkehren. Das Bleichsteingelände wurde von Seiten der Stadtbehörde wieder freigegeben. Bereits im Jahre 1919/20 gelang der Aufstieg zur B- Klasse. (Die Qualifikationsspiele:
Eppenhausen – Herdecke 2:2,
Hagen 05 – Herdecke 3:1,
Herdecke – Vorhalle 5:2 und
Herdecke -VfB Wetter 2:1).
Im Jahre 1923/24 war bereits die A-Klasse erreicht und durch einen Sieg beim damaligen FC in Bommern bejubelten die Herdecker die Ruhrtalmeisterschaft.
Aus der Liga musste man trotzdem nochmals ausscheiden, denn laut Satzungen des Verbandes hatte der Herdecker Sportverein keine 300 Mitglieder in seinen Reihen. Nach einer Neueinteilung der Regionalverbände wurde der HSV der Hagener Gruppe zugeteilt und spielte seitdem in der mit heutigen Verhältnissen gleichzusetzenden Bezirksklasse. Der HSV gehörte dieser Liga lange Jahre an. In dieser
Zeit wurde der Sport „in“……
Sportverein Herdecke (HSV)
Offizielle Vereinsgründung am 09. Mai 1911
in der Gaststätte Albert Pfingsten „In der Ley“
Bezeichnung: Sportverein Herdecke kurz HSV
1. Vorsitzender: Erich Duhme
2. Vorsitzender: Fritz Wolf Kassierer: Ludwig Winkler Geschäftsführer: Fritz Schoppold
Vereinslokal: Albert Pfingsten „In der Ley”
Mitbegründer und Spieler:
Hermann Fischer, Karl Pötter, Ernst Rathmann, Walter Bach, Franz Richter, Walter Auferkorte, Karl Denecke, Fritz Elberfeld, Heini Rohleder, Josef Gerk, Willi Pack, Julius Elberfeld, Fritz Rüßmann, Eugen Rüßmann, Karl Baumeister, Albert Pack, Heini Kersting, Hugo Pfingsten.
Seit Jahrzehnten steht nun der Verein in ständiger Arbeit um unsere sportliebende Jugend, und so soll an dieser Stelle auch einmal berichtet werden in welche Richtung die Mühewaltung zielt, und vor allen Dingen soll den Eltern und Erziehern geschildert werden, worauf es den Männern, die der Verein mit dieser gewiss schönen Aufgabe betraut hat, ankommt. Zunächst muss darauf verwiesen werden, dass bei der Auswahl der Mitglieder des Jugendausschusses von jeher ein außergewöhnlich strenger Maßstab angelegt wurde. Es kann und darf natürlich nicht einerlei sein, in welche Hände der heranwachsende Junge wenn auch nur stundenweise und bei Ausübung seiner sportlichen Tätigkeit – kommt. Daher ist immer wieder besonderer Wert darauf gelegt worden, dass als Jugendbetreuer oder Jugendleiter
möglichst solche Männer berufen wurden, die selbst Familienväter sind.
Was aber nun wird dem Fußballjungen in seinem Verein an wirklich positiven Dingen vermittelt? Natürlich ist die Frage berechtigt und sie soll hier ihre Beantwortung finden:
In großen und kleinen Gruppen sollen die jungen Menschen an die Sonne, an Licht und Luft geführt werden. In den mannigfachen Übungsstunden bietet sich so viel Gelegenheit, sich zu tummeln. Die Eltern können während dieser Stunden voll und ganz beruhigt sein, denn die zur Verfügung stehenden Spiel- plätze sind abseits jeden Verkehrs gelegen. Nicht wahr, das ist doch schon ein ganz wichtiger Punkt, denn welchen Gefahren ist die Jugend beim Spiel auf den verkehrsreichen Straßen ausgesetzt!
In den Trainingsstunden selbst sind die Jungen aber zunächst einmal unter Gleichgesinnten, denn der Sport, dem sie sich widmen, hat sie ja dort zusammengeführt. Nun ist aber ganz besonders der Fußballsport ein Mannschaftsspiel, bei welchem in erster Linie das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Kameradschaft, Voraussetzung ist. In diesem Spiel ist für die Dauer der Spielzeit nicht die Leistung eines einzelnen, sondern die der Mannschaft ausschlaggebend. Der Junge also, der Fußball spielen möchte, muss sich von vornherein darüber klar sein, dass er mit seinen anderen Kameraden zusammenspielen muss und auf keinen Fall den Ball für sich allein bekommt. So wird er, zunächst völlig unbewusst, durch eben die Art dieses Spieles unddessen feststehende Regeln, zum Gehorsam gezwungen. Den Entscheidungen des Schiedsrichters muss sich jeder junge Sportler ohne jede Widerrede beugen. Im Falle der Nichtbefolgung muss er sich Ermahnung, Verwarnung oder gar einen Platzverweis gefallen lassen und, liebe Eltern, Sie können es sich denken für den Fußballjungen gibt es keine grössere, keine schärfere Strafe, als nicht mehr mitspielen zu dürfen.Nun aber einmal zu den sportlichen Faktoren des Fußballspiels. In der Leichtathletik kennen wir beispielsweise die Lauf-, Sprung- und Wurfübungen. Was dort als Einzelwettbewerb und Spezialübung gilt, wird dem jungen Sportler beim Fußballspiel in abgewandelter Form auferlegt und von ihm gefordert. Die Art des Spieles verlangt von jedem einzelnen der Mannschaft ständige Bewegung, Sprints und Sprünge, ab und zu auch Ballwürfe, die mit über dem Kopf ausgestreckten Armen ausgeführt werden.
Jeder Muskel, jedes Glied ist bei diesem Spiel beansprucht und gibt daher dem jungen Sportler den gerade in letzter Zeit von kompetenten Stellen nachdrücklich geforderten Ausgleich für das stundenlange, nur durch kurze Pausen unterbrochene Sitzen in den Schulbänken. Dieser Ausgleich ist selbstverständlich ebenso wichtig bei den bereits schulentlassenen Jungen, die während ihrer Entwicklungszeit bereits Tag für Tag in Fabrikhallen und Büroräumen arbeiten und für die einige Stunden der Bewegung und Spiel gerade das Richtige sind, die wachsenden Organe gesund zu halten. Die so sprichwörtlichen „Flegeljahre” werden nicht besser überstanden als in sportlicher Gemeinschaft und unter dem schon in Fleisch und Blut übergegangenen Reglement unseres sportlichen Spiels. Was im täglichen Leben vielleicht nur widerwillig und mit Murren getan wird, hier gibt der junge Mensch sich in völliger Selbstverständlichkeit den Ent-
scheidungen hin.
Das Fußballspiel ist in Wirklichkeit auch Erziehungsfaktor. Nun wird es manchen Skeptiker unter den Eltern und Erziehern geben, der die Meinung vertritt, der Fuß- ballsport sei zu rauh und nicht für jeden Jungen geeignet. Auch dazu soll etwas klärend gesagt sein: Es ist doch wohl kaum übertrieben, wenn man behauptet, dass jeder Junge, wenn er ein richtiger, goldiger, lebendiger Spross ist und kein verweichlichtes Knäblein, schon einmal beim Spielen hingefallen ist und sich dabei Beule oder Schramme zugezogen hat. Nun, zugegeben, der Fußballsport ist kein Spiel für kleine Mädchen, obwohl
auch diese anstatt mit der Puppe zu spielen ab und zu mal, wenn sie es bei den gleichaltrigen Jungen sehen, vor den Ball treten. Die Häufigkeit des Auftretens von Verletzungen beim Fußballspiel aber wird, meistens von Gegnern des Spiels, ziffernmäßig weit überschätzt. In den meisten Fällen gehen die Spiele wirklich völlig reibungslos und ohne Verletzungen der Sportler zu Ende. Sollten die Eltern bei der Bewertung dieser Frage nicht auch mit berücksichtigen, daß ja selbst beim Spielen auf der Straße hin und wieder einmal dem Jungen ein Malheur passiert? Und die Verletzungsgefahr beim Sport ist keinesfalls größer als dort, im Gegenteil! Bedenke man doch, dass die Spiele immer unter einer Leitung stehen und Schüler- und Jugendspiele im Hinblick auf absolute Fairness besondere Beobachtung finden. Es muß ganz besonders hier herausgestellt werden, dass es die Fußball-Abteilung immer wieder verstanden hat, aus der Jugend heraus neue Kraft zu finden. In all den langen Jahren sind sich die Männer des Vereins darüber klar gewesen, welchen Schatz die Sportjugend des Vereins für Bestand und Entwicklung bedeutet. Mit diesem Bewusstsein ist aber auch in der ganzen Zeit mit viel Liebe, Verantwortungsfreude und Idealismus an eben dieser Jugend gearbeitet worden. Stets lag nach dem Kriege diese verant- wortungsvolle Tätigkeit in den Händen von Männern, die selbst Familienväter waren. Diese Männer haben ungezählte Freistunden unseren Fußballjungen gewidmet und sich damit Verdienste erworben, die mit einigen dürren Worten keine Würdigung finden können. In idealer Ergänzung zu der in Elternhaus und Schule erfolgenden Erziehungsarbeit war ihre Arbeit eine wirksame Stütze.
Dem Verein selbst könnte kein schönerer Dank für die Erziehungsarbeit abgestattet werden, als wenn auch für die Zukunft die Eltern ihre Jungen, vielleicht in noch stattlicherer Zahl als bisher, vertrauensvoll der Sportgemeinschaft an die Hand geben würden. Der Wert eines deutschen Sportvereins in sportlicher und sozialer Hinsicht ist nach seiner Arbeit an der Jugend zu messen.”
Das war bisher und soll auch in Zukunft der Leitsatz sein, für die vom Verein übernommene Ausbildungs- und Erziehungstätigkeit an der Sportjugend.
1908 – 1911 „Deutscher Adler” & Ruhrtaler Fußballclub-Herdecke
„Deutscher Adler”
Am 30. September 1909 bittet der Fußballclub „Deutscher Adler“ um Überlassung des hiesigen Bleichsteins zwecks Abhaltung der Fußballspiele.
Auszug des Schreibens:
Dem unterzeichnenden Klub steht zur Ausübung des Fußballspiels ein geeigneter Platz noch nicht zur Verfügung.
Da nach Beschluss der städtischen Vertretung der untere Teil des Bleichsteins als Spielplatz Verwendung finden soll, so bitten wir uns den bezeichneten Platz für nachstehende Zeiten freundlichst überlassen zu wollen:
1.) für dienstags,
2.) für mittwochs,
3.) für freitags und sonntags
1. Vorsitzender Paul Kravack